Juniors
2018-11-06
Baseball in Deutschland - Konstantin über den Wechsel zu den Regensburg Legionären

Baseball in Deutschland - Konstantin über den Wechsel zu den Regensburg Legionären

Vor mehr als einem Jahr wechselte unserer Nachwuchsspieler Konstantin Teufel nach Deutschland zu den Regensburg Legionären. Dort besucht er das Sportinternat und trainiert und spielt fleißig in der dortigen Nachwuchsabteilung. Wie ist es ihm bisher ergangen? Welche Ziele hat er? Er hat sich mit uns zusammengesetzt und stand für ein Interview bereit.

Was war dein sportliches Highlight aber auch Lowlight bisher?

Mein sportliches Highlight bisher in meiner Karriere war ein Länderspiel beim Pony League Qualifier U16 in Prag 2018. Das Spiel war Österreich gegen Israel und mein Auftrag war es als Starter Israel so lange hinzuhalten wie möglich. Diesen Auftrag erfüllte ich mit Bravour und schaffte es gegen den relativ starken Gegner erst im 5. Inning einen Punkt abzugeben. Zusätzlich zu dieser guten Leistung haben wir dieses Spiel im 7. Inning Walkoff gewonnen und erzielten somit den Halbfinaleinzug.
Mein sportliches Lowlight ist ganz klar meine Verletzung die ich mir dieses Jahr, am Anfang der Saison zutrug (leichter Bandeinriss am Ellenbogen beim Schulsport). Ich konnte leider nicht die ganze Saison spielen, jedoch machte ich das Beste aus der Situation und konnte mich in anderen Bereichen verbessern.

Was sind die größten sportlichen Unterschiede zu Österreich?

Die größten Unterschiede zu Österreich sind die Aufmerksamkeit des Sportes und das Liganiveau. Die erste Bundesliga hat eine Vielzahl an Ex-Profis oder Spielern mit Profi-Niveau.
Die erste Bundesliga hat zudem auch stark besuchte Heimspiele, selbst bei regulären Spielen und ist in Regensburg ziemlich bekannt.

In welchem Bereich hast du die größten Sprünge gemacht und wo siehst du bei dir selber noch Verbesserungspotential?
Ich habe sowohl im Baseballspezifischen Bereich, als auch im Physischen Bereich sehr große Sprünge gemacht. Im Baseball konnte ich als Pitcher meine Maximalgeschwindigkeit als auch meine Durchschnittsgeschwindigkeit erhöhen und konstanter werden. Im Kraftbereich bin ich sowohl viel stärker als auch schwerer geworden. Mein Gewicht konnte ich in der Zeit seit ich in Regensburg wohne von 74 kg auf bisher 90 Kilogramm erhöhen, und nein ich bin nicht einfach fett geworden

Jedes Team hat seine Rollenverteilungen, welche Rolle nimmst du in deiner Mannschaft/Verein ein? Und welche Baseball-Positionen spielst du?

In meinem Team herrscht ständig ein konkurrenzdenken und bisschen eine Anspannung. Meine Rolle im Team ist sehr vielseitig. Ich denke von mir selber, dass ich eine Teamführende Person bin (quasi Teamleader) das heißt, dass ich relativ viel zu sagen habe, obwohl ich noch nicht sehr lange im Vergleich zu anderen dabei bin. Ich versuche in sehr angespannten Situationen die Gemüter aufzulockern, oder ich versuche das Team in die Kampfeinstellung zu bringen und somit das Maximum aus ihnen herauszuholen, ohne dabei zu Übertreiben. Auch wenn es heißt den Clown für die Mannschaft spielen zu müssen, ist das eine Rolle in die ich manchmal schlüpfen muss.
In Regensburg bin ich ein sogenannter „PO“. Pitcher only. Jedoch heißt das nicht wie viele denken einfach nur manchmal den Ball werfen, sondern die Arbeit die wir „PO’s“ nicht ins Schlagen stecken wird für Kondition, Krafttraining oder zusätzliches Pitching verwendet.

Erzähl mal eine (lustige) Anekdote?

Als ich bei dem bereits erwähnten Turnier in Prag 2018 auch als Feldspieler im Outfield zum Einsatz kam und gegen Serbien einen Solo-Homerun über den Zaun geschlagen habe, kam am nächsten Tag ein sehr junger tschechischer Nachwuchsspieler mit dem Ball zu mir, um ihn mir zu übergeben. Er erzählte mir, dass er das Spiel beobachtet habe und als ich den Homerun geschlagen habe den Ball suchen gegangen wäre. Ich war natürlich sehr erfreut über den gefundenen Ball und nahm in dankend an. Doch im nächsten Moment rückte der junge Bursche mit einem Stift und einem regulären Spielball des Turniers heraus und bat mich um eine Unterschrift und ein Foto. Ich fühlte mich sehr geehrt in dem Moment und kurz darauf warf ich eines meiner besten Spiele bisher.

Ösi vs. Piefke versuchst du dich anzupassen oder bist du stolz auf deine Wurzeln?

Ich bin sehr stolz auf meine Wurzeln und werde meinen Ursprung niemals vergessen. Sei es familiär oder sportlich, ich weiß immer wo ich großgeworden bin und wo ich Baseball erlernt habe und zu dem geworden bin was ich heute auch noch bin.
Leider lässt sich nicht vermeiden, dass ich den deutschen Akzent immer mehr annehme. Einerseits weil man sich somit mehr integriert fühlt und andererseits um Missverständnisse zu vermeiden. Jedoch sobald ich auf österreichischen Boden steige versuche ich so zu reden wie früher auch.

  • Schnitzel oder Weißwurst - Schnitzel kann kein Land auf dieser Welt ersetzen!!!
  • Owi-gspritzt oder Apfelschorle - Owig-spritzt war nie mein Wort. Für mich ist es und bleibt es ein Apfelsaft g‘spritzt
Matthias und Konstantin Teufel
Matthias und Konstantin Teufel

Wie geht‘s jetzt bei dir weiter? Wo siehst du dich in 5 Jahren? Und welche 3 Ziele möchtest du bis dahin erreichen?

In 5 Jahren sehe ich mich im Proball. In einem Farmteam eines MLB-Clubs.
Bis dorthin möchte ich folgende 3 Ziele erreicht haben:

  • Abitur erfolgreich abschließen
  • 1. Bundesliga als Stammspieler bei den Buchbinder Legionären spielen
  • die 90 mp/h Marke knacken
  • (und natürlich dann signen)

Wer ist dein großes Vorbild?

Mein größtes Vorbild ist mein Bruder Matthias.
Vor einigen Jahren ist er wegen Baseball auf ein College in den USA gegangen. Er hat in seiner Liga sehr erfolgreich gespielt. Als der Punkt leider kam, an dem klar war, dass es mit Baseball nichts mehr werden kann, konzentrierte er sich auf sein Studium, welches er „cum laude“ abgeschlossen hat.

Einen Ratschlag für eventuelle Nachfolger? Hast du manchmal Heimweh? Kannst du das Abenteuer „Baseball im Ausland“ empfehlen?

Sobald man als „guter“ Spieler in eine höhere Liga oder eine bessere Mannschaft kommt ist es oft so, dass sich der Spieler mit dem neuen höheren Niveau erst einfinden muss. In solchen Szenarien darf man keineswegs überheblich werden und weiterhin so tun als wäre man der beste, wie auch zuvor im alten Team/Verein, sondern muss sich erst beweisen. Man muss immer am Boden der Tatsachen stehen und darf sich selber nie etwas einreden was nicht der Realität entspricht.
Heimweh habe ich am Anfang schon des Öfteren gehabt, jedoch kommt man nach einer gewissen Zeit damit klar. Zusätzlich zur Freizeit habe ich bis auf sehr wenige gute Freundschaften meine Freunde „aufgeben“ müssen, da der Kontakt nach einiger Zeit meist nicht mehr gepflegt werden kann bzw. weil man die Zeit nicht mehr findet, unter der Woche mit Schulkollegen etwas zu unternehmen.
Baseball im Ausland ist ein Abenteuer, das ich jedem Spieler empfehlen kann, der von sich ehrlich sagen kann, dass er diesen Sport mit einem handfesten Ziel vor Augen betreibt. Denn letztendlich ist nur für die Besten der Besten die Chance gegeben, Baseball auf Profiebene zu spielen.

Was machst du so wenn du dich nicht gerade mit Baseball beschäftigst?

Unter der Woche ist mein Zeitplan so gestockt voll, dass ich normalerweise nur Zeit für die Schule, Hausaufgaben bzw. Lerneinheiten, essen und mein Training habe. Am Wochenende bleibt jedoch meistens mehr Zeit. Dadurch, dass ich gegen Ende der Woche nur mehr wenig Energie habe, und nach den 5 Schultagen endlich mal ein kleinwenig Ruhe habe, nehme ich mir die Zeit zum Schauen von Serien, treffe mich manchmal mit Schulkollegen oder unternehme etwas mit meinen Team- oder Internatskollegen. Viel wirkliche Freizeit bleibt jedoch selbst am Wochenende nicht, daher lernt man jede einzelne freie Minute des Tages zu schätzen.

 

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