Elias, nach sieben Jahren trittst du als Metrostars-Manager zurück. Was hat dich 2011 dazu geritten, als jüngster Metrostars-Manager aller Zeiten das Ruder zu übernehmen?
Was hat mich damals geritten? Das wüsste ich bis heute gerne – Machtgeilheit? Ruhm? Das große Geld? „Weil's sonst keiner macht“? Nein, wahrscheinlich war es irgendein Gefühl etwas für eine Gemeinschaft machen zu wollen – jedenfalls war das in weiterer Folge sicher ein Hauptgrund für die Fortsetzung.
Darauf gespitzt und vorbereitet hab' ich mich nicht. Außerdem habe ich mich eigentlich nie wirklich als „der Manager“ gesehen; viel mehr waren wir ein Management-Team, das anfangs, trotz definierter Aufgabenteilung, wirklich alles und jedes einzelne Email gemeinsam abgesprochen hat. Erst mit Fortdauer und Erfahrung, Erfolgen und Weiterentwicklung in den jeweiligen Gebieten, entwickelte sich nach außen hin diese Wahrnehmung.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich mich damals im Herbst 2010, gerade 21 geworden, auf den Holzbänken der Spenadlwiese sitzend, wahrscheinlich etwas zu viel für die Aufgaben und Abläufe bei Wenzo (Rauch) und Lutz (Rauch) interessiert habe. Kurz darauf war ein Metrostars-Google Konto, ein Chat und ein „Konzept“ erstellt und der Mannschaft vorgeschlagen – der Rest ist trivial ;)
Deshalb habe ich wahrscheinlich die Mitstreiter Hubert (Weiser Jr.), Jakob (Simonsen) und Flo (Kratochwil) eher hineingeritten. Sie sind dankenswerterweise mitgezogen und haben sich mindestens genauso hineingehängt und tun dies immer noch ausgezeichnet! Dazu gehört ihnen größter Dank und Respekt! Genauso wie allen anderen mittlerweile Involvierten, herauszustreichen Tim, sowie Raphael (Pammer) und Daniel (Berger) für die äußerst wichtigen und erfolgreichen Farmteams, sowie dem gesamten Vorstand, allen voran Walter, der das ganze nach wie vor bündelt!
Was hast du in der Zeit gelernt, würdest du etwas anders machen?
Sehr viel – und das meiste ist mir wahrscheinlich gar nicht bewusst.
Aber auf jeden Fall habe ich strategisches und pragmatisches Planen, Abschätzen und Handeln gelernt. Und Menschenkenntnis. Ich weiß noch, wie mich früher oft fasziniert hat, wie Leute mit Weitblick – den hat übrigens bald einmal wer – gleichzeitig auch auf jedes Detail vorbereitet sein können um diese dann zu etwas Nachhaltigem zusammenzuführen.
Was ich anders machen würde? Da möchte ich keine Schnellschüsse abgeben. Ich würde es mir aber auf jeden Fall überlegen. Vielleicht die einzelnen Positionen besser trennen – evtl. sogar nur Spieler, oder nur Manager sein – aber das ist ein zweischneidiges Schwert, hat beides seine Vor- und Nachteile. Außerdem vielleicht etwas klarer und weniger zurückhaltend zu sein. Oder ein Diensthandy und Dienstcomputer verlangen, die bis auf in vorgegebene Zeiten nicht funktionieren :)
Welche Persönlichkeit (Sportler, Musiker, Politiker usw.) hättest du gerne im Team gehabt?
Ich war mit allen Mannschaften eigentlich immer ganz zufrieden. Hin und wieder wäre vielleicht Clayton Kershaw recht nett gewesen. Aber im Großen und Ganzen waren wir immer darauf bedacht, dass das Team mit all seinen Charakteren die Persönlichkeit ist.
Zweimal habt ihr den Österreichischen Meistertitel geholt (2011 und 2014), welcher war cooler?
Uhh - Schwer und eigentlich will ich die nicht ranken. 2011, gleich im ersten Jahr, nach dreijähriger Playoff Abstinenz. Und 2014 mit dem Rücken zur Wand zwei „Do-or-Die Spiele“ jeweils 10-0 und ohne Import zu gewinnen. Beides, genauso wie der Triumph in Athen, absolute Highlights!
Was waren die größten Herausforderungen und was siehst du als die größten Erfolge?
Etwas allgemeiner gesehen war die größte Herausforderung wahrscheinlich das Erkennen, beziehungsweise unterscheiden zwischen Konsequenz und Ignoranz; bei mir, wie auch bei Gegenübern in mehreren Situationen und auf unterschiedlichen Ebenen. Während aus konsequentem Handeln, begründet, wenn auch nicht immer übereinstimmend, meist Funktionierendes herauskommt, kämpft man bei Ignoranz gegen Windmühlen und verschwendet unbemerkt unnötig Energie und es geschieht erst recht nichts.
Die punktuell größten Erfolge waren sicherlich die drei Titel. Wieder etwas allgemeiner, möchte ich die Kontinuität und Konstanz hervorheben, die uns gelungen ist aufrechtzuerhalten. Trotz limitierter infrastruktureller Möglichkeiten galt es den Spielern ein den Umständen entsprechend positives und nachhaltiges Umfeld zu bieten. So konnten wir Jahr für Jahr auf einen breiten und starken Kader bauen, hatten meist als einziges Team nur einen Importspieler, aber die meisten Nationalteamspieler und waren immer in den Playoffs dabei.
Und die größte Enttäuschung?
Hmm. Auf organisatorischer Ebene vielleicht mit den eben genannten Herausforderungen nicht immer zurechtgekommen beziehungsweise entschieden genug entgegengetreten zu sein – wenn ich an die Vorfälle rund um das Finale 2013 aber auch heuer zurückdenke und feststellen musste, dass es auch im Österreichischen Baseball bereits ein verkrustetes System gibt.
Auf sportlicher Ebene war das sicher das Ausscheiden in den Playoffs, wenn plötzlich rein gar nichts mehr aus den meist erfolgreichen Grunddurchgängen funktionierte.
Gab es eine besondere Anekdote, die bei dir hängengeblieben ist? Irgendwas zum Schmunzeln?
Da gibt es sicher einige ... in dieser Hinsicht waren die Europa Cup Reisen immer ein Wahnsinn, wenn ich an Griechenland, aber auch Weißrussland oder Bulgarien denke:
In Athen, als wir versuchten in Togas - Leintücher aus dem Hotel - auf die Akropolis zu gelangen – sie uns aber nicht hinein ließen, weil wir nicht anständig gekleidet waren. Was soll man machen, außer lachen? Wir waren dann halt außerhalb eine Touristenattraktion.
Baseball managen kannst du ja, aber wen oder was würdest du noch gerne managen?
Dazu muss man aber erwähnen, dass der Grundstein ja schon sehr gut vorbereitet war. Unter anderem durch die konsequente und nachhaltige Arbeit von Gerhard (Letouzé), Lutz und Wenzo, wodurch "unsere Truppe" erst einmal zusammen so weit gekommen ist.
Aber danke, derzeit einmal nichts, eher mich managen lassen – mal schauen, wie lange ich das durchhalte...
Als Metrostars-Manager hatten deine Teams einen Siegschnitt von 64,5 %. Wo hättest du sonst noch gerne so eine Quote?
Haha, das kommt sicher aus Daniels Statistik-Zauberbox. Naja, beim Batting Average wäre das schon ganz ansehnlich.
Hast du einen Ratschlag für deinen Nachfolger? Weißt du vielleicht sogar schon wer es wird? In der Gerüchteküche werden ja viele Namen gehandelt, die in der Österreichischen Baseballszene keine unbekannten sind?
Da möchte ich mich tunlichst zurückhalten. Ich stehe selbstverständlich bei Bedarf gerne für Tipps und Meinung zur Verfügung, möchte mich aber nicht aufdrängen und kein Sesselkleber sein. Jeder soll sich selbst verwirklichen können. Wer es sein wird? Ein paar Namen habe ich auch gehört und klingen auf jeden Fall sehr interessant, bin aber auch selbst sehr gespannt wer es sein wird. Wer auch immer es wird, übernimmt auf jeden Fall ein tolles Team!
Wie siehst du die Zukunft der Metrostars und allgemein Baseball in Österreich?
Beides positiv! Die Metrostars werden weiterhin nicht aus dem Kampf um die Österreichischen Meisterschaften wegzudenken sein und auch wieder einmal in Europa auftrumpfen. Auch wenn es mittelfristig vielleicht ein paar Jahrgangslücken zu überbrücken gilt, so bin ich mir sicher, dass der Stamm und vor allem der Metrostars- und Homerunnersgeist erhalten bleiben wird. Speziell auch, weil sich allgemein im Verein derzeit wieder viel tut und wir wieder viel strukturierter aufgestellt sind. Wichtig wird sein, die auf jeden Fall vorhandenen Kompetenzen zusammenzubringen und effektiv zu nutzen.
Baseball in Österreich durchläuft schon seit längerem eine, meines Erachtens, interessante Entwicklung – über eben diese kann man wahrscheinlich endlos diskutieren und wer mich kennt, weiß, dass ich dazu viele Gedanken habe. Nur so viel – Baseball ist ein Sport, der zum selber Spielen extrem cool ist – zum Zuschauen wahrscheinlich nur für die Eingefleischten. Also müssen wieder mehr Leute (Erwachsene und Kinder) aktiv spielen: Egal wie und wo und egal auf welchem Niveau. Mir persönlich ist die Entwicklung etwas zu spitzen- und sensationsorientiert und geht zu wenig in die Breite. Denn ich sehe Ersteres als Resultat von Zweiterem und nicht umgekehrt.
Aber zurück, wo ich uns sehe: Bei europäischen A-Pool Turnieren, sowohl mit Clubteams, als auch dem Nationalteam. Ich glaube, dass wir, und damit meine ich die Österreichische Baseballgemeinschaft, auf einem guten Weg sind. Auch wenn dieser etwas verschnörkselt begonnen hat, so meine ich, dass er jetzt zunehmend in die richtige Richtung führt. Die neue Bundesliga hat da sicherlich dazu beigetragen und speziell was Infrastruktur betrifft, kann ich nur neidisch über die Stadtgrenzen hinwegschauen. Ich wünsche mir dass möglichst alle mitziehen können und es nicht zu einer Verfeinerung der Spitze kommt.
Wie geht’s mit dir weiter? Was hast du in den kommenden Jahren vor? Wo sehen wir dich als nächstes?
Ich werd jetzt mit meinem Abschlussgehalt einmal auf Urlaub fliegen, mir 10 Goldketterl kaufen, bissl in den Cage gehen und nächstes Jahr als Powehitter wieder dabei sein.
Nein, Spaß beiseite – dass es mich wieder in die Ferne zieht, ist kein Geheimnis, wann genau, wohin und wie lange ist noch unklar, jedoch möchte ich mir alle Möglichkeiten frei halten.
Wenn ich da bin, bin ich sicherlich weiterhin bei den Homerunners aktiv, als Spieler, Nachwuchstrainer, oder auch bei punktuellen Projekten.
Danke für das Gespräch!
Auch ich möchte mich bedanken! Für das Gespräch und zusätzlich zu den bereits genannten Personen auch bei der Mannschaft, dem gesamten Verein und meiner Familie für die Möglichkeit und die Unterstützung!
So, das klingt jetzt...naja, lass'ma das und hör'n auf damit – bis bald am Baseballfeld!