Lange Zeit schien es unmöglich! An eine Teilnahme beim letzten Landesliga-Turnier vor den Platzierungsturnieren glaubten wohl nur noch die kühnsten Träumer. Bei einer Verletztenliste mit der Dr. House seine Freude hätte und einer Urlaubswelle (Ferien im August – wer kommt schon auf so eine Idee?!) war an Landesligabaseball eigentlich nicht zu denken. Doch irgendwie kratzte unser Management tatsächlich neun Leute zusammen – verliehene Spieler wurden zurückbeordert, dem Nachwuchscoach ein Baseballschläger in die Hand gedrückt um zu beweisen, dass er auch kann was er da der nächsten Generation beibringt und sogar ein sich bereits im Urlaub befindlicher Spieler fuhr mal eben sechs Stunden (inkl. Staustunde) zurück. Eine durchwegs interessante Gruppe Verrückter, die sich an einem lauschigen Sommersonntag in Schrems einfand.
32 Jahre 9 Monate 21 Tage – das war das Durschnittsalter unserer Rumpftruppe. Im Schnitt also um mehr als sieben Jahre älter als alles was unsere Mets bisher in dieser Saison aufs Feld schickten. Wenn die Jugend im Urlaub ist müssen es eben die Oldies richten!
Und wie sie das machten! Pavel Sojka drehte als Starting Pitcher gegen das zweitplatzierte Team aus Stockerau die Zeit einfach zurück und erinnerte daran warum er der Alltime-Wins Leader unserer Kampfmannschaft ist. Egal ob Fastball oder Curveball, seine Pitches fanden die Strikezone nach belieben. Zusammen mit einer fast fehlerfreien Defense gab er nur fünf Runs gegen eine Offense ab, die es gewohnt ist im Schnitt 18 Runs pro Spiel anzuschreiben und damit den gefährlichsten Angriff der Liga stellt. Doch auch auf der anderen Seite des Balls drehten unsere Mets aber mal so richtig auf. Gegen die beste Pitching- und Defenseabteilung der Liga wurde ein Hit nach dem anderen am Beersfield verteilt - eine wahre Freude. Besonders und gerade das dritte Inning in dem gleich zehn (!) Runs ans Scoreboard gebracht wurden ließ die beiden mitgereisten Fans vor Freude toben – das oder der baseballspielende Papa, der einem zuwinkt … je nachdem was einem im Alter von nicht ganz zwei Jahren wichtiger ist ;-)
Offensives Highlight des 14:5-Erfolgs – und da mussten sich wohl auch einige Anwesende die Augen reiben, ob das gerade wirklich passiert ist – war ein 2-Run Homerun von Daniel Berger über den Centerfieldzaun. Ja, richtig gelesen – unser Catcher und im Nebenberuf Teammanager kann tatsächlich den Ball so weit schlagen.
Nur ein Inning später – wir befinden uns mittlerweile im ersten Abschnitt des zweiten Spiels gegen die gastgebenden Originals aus Zwettl – wurde die anwesende Baseballgemeinde Zeuge der Geburtsstunde eines weiteren Powerhitters. Tobias Lechner setzte erstmals in seinem Leben einen Baseball über den Outfieldzaun und genoss ebenfalls sichtlich seine Ehrenrunde – „help yourself“ nennt man das wohl, wenn ausgerechnet der Starting Pitcher für die ersten Punkte des Spiels sorgt. Für den Rest der Lineup war dies aber auch gleich das richtige Zeichen und Motivation zugleich. Da wollte nun wirklich niemand mehr nachstehen. Jeder wollte auf Base kommen und nicht einem homerunschlagenden Pitcher nachstehen. Insgesamt neun Runs waren die Ausbeute des ersten Innings.
Ein gutes Polster sollte man meinen – leider dachte sich das wohl auch der eine oder andere Spieler. Der Schlendrian gesellte sich ein. Vermeintlich einfache Plays wurden nicht gemacht, der absolute Wille auch weiterhin vollen Einsatz zu zeigen war nicht mehr gegeben. So kam es, dass sich die Originals wieder herankämpfen konnten. Nach dem Ende des dritten Innings war der schöne Vorsprung weg und der Ausgleich stand am Scoreboard. Unter anderem durch einen Grand-Slam Homerun auf Reliever Jonathan Swanson wurde das Spiel im vierten Inning also neu gestartet.
Crunchtime oder die Zeit für Helden war da – die Entscheidung musste her, denn eines wollte wohl keiner haben – Extrainnings! Alle Energie wurde in das (hoffentlich) letzte Angriffsinning gesteckt. Allen voran Jonas Schwarz als Leadoff, der erst einmal nähere Bekanntschaft mit dem gepitchten Baseball machte und damit den schmerzhaften Weg wählte um auf Base zu kommen, nur um dann wohl alle Anwesenden (Coach und sich selbst inkludiert) überraschte und sowohl die zweite als auch dritte Base stahl. Jonathan Swanson – wieder ein Pitcher der sich selbst hilft – lies ihn per Outfieldsingle die Homeplate überqueren. Damit war die Sache aber noch längst nicht für ihn erledigt. Was ein richtiger Pitcher ist, der zählt natürlich auch Baserunning zu seinen Stärken. Dank einer Unkonzentriertheit in der Zwettler Battery wurden auf einen Wild Pitch gleich zwei Runs angeschrieben – Jonathan scorte von der zweiten Base. Insgesamt vier Runs liesen die Hoffnungen wieder stärker werden die Heimfahrt mit zwei Wins im Gepäck antreten zu können – und das nach Möglichkeit direkt nachdem die Originals zu ihrem vierten Offensivinning angetreten waren.
Ein schnelles Flyout ins Centerfield brachte leider nicht die nötige Sicherheit. Nach zwei Walks wurde ein letzter Wechsel angeordnet. Der klassische Batterywechsel brachte Daniel Berger auf den Mound. Der behielt die Nerven und sorgte mit einem Looking Strikeout und einem Popout für die zwei letzten Outs.
Ein wilder Haufen von Baseballenthusiasten holte also zwei nicht für möglich gehaltene Wins gegen Stockerau und Zwettl – zwei Teams die in der Tabelle vor uns lagen. Angespornt durch diesen unerwarteten Erfolg wurden bereits Überlegungen angestellt, ob man nicht vielleicht immer nur zu neunt antreten sollte. Aber aus Rücksicht auf den Gesundheitszustand unseres Managers sollte das hoffentlich nur eine Ausnahme bleiben!
Crazy Geese
